Initiative Nachrichtenaufklärung kürt „Top Seven der Vergessenen Nachrichten 2020″

Berlin, 19.02.2020: Nicht alle wichtigen Themen werden von den Medien beleuchtet, obwohl sie gesellschaftlich relevant sind. Deswegen veröffentlicht die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. in Kooperation mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks einmal im Jahr eine Liste der „Vergessenen Nachrichten“.

Den ersten Platz im Ranking der vergessenen Nachrichten belegt das Thema „Fehlende Facharztausbildung in der Infektiologie“. Obwohl das Thema der Infektionskrankheiten gerade wegen des Corona-Virus gerade in aller Munde ist, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt, dass es in Deutschland keine entsprechende Facharztausbildung gibt. In vielen anderen Ländern ist eine solche Ausbildung längst Standard. Auch Experten meinen, dass Deutschland hier hinterherhinkt.

Auf Platz 2 steht „Europa 2020“, ein gescheitertes Programm der Europäischen Union zur Bekämpfung von Armut in Europa. In der Europäischen Union sind mehr als 20 Prozent der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Doch von der wirtschaftlichen Erholung der letzten Jahre profitierten die EU-Bürger nicht in dem von „Europa 2020“ vorgesehenen Rahmen. Gerade beim Thema Armut ist es wichtig, dass die Medien viel genauer hinsehen und berichten, da die Betroffenen auf gesellschaftliche Unterstützung angewiesen sind.

Den dritten Platz der vergessenen Nachrichten belegte das Thema „Fehlende Ethik in der Lebensmittelindustrie – Pferdeblut fürs Schweinefleisch“. Ein aus dem Blut von Pferden gewonnenes Hormon wird in der Schweinemast eingesetzt, um den Zyklus der Sauen und die Größe ihrer Würfe wirtschaftlich zu optimieren. Sowohl für die Pferde als auch für die Schweine ist das eine Quälerei. Für die Jury der INA ist dies ein Beispiel der in weiten Teilen fehlenden Ethik in der Lebensmittelindustrie, insbesondere bei der Tierhaltung.

Weitere Themen sind:  Sexismus als Brauchtum, private Sicherheitsdienste als Polizeiersatz, Predictive Policing und die unsichtbare internationale Ausbeutung von Hauspersonal.

Die komplette Liste jener vergessenen Nachrichten, die bislang nicht oder nur ungenügend ihren Weg in die deutschen Medien gefunden haben, findet sich hier.

„Der Nachrichtenumschlag ist so groß und schnell wie nie“, sagt INA-Geschäftsführer Prof. Dr. Hektor Haarkötter, der auch Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt politische Kommunikation an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist. „Dennoch erreichen wichtige Themen die Öffentlichkeit nicht oder nur unzureichend“. Daran wolle die INA mit ihrer Liste der vergessenen Nachrichten erinnern.

Am 08. Mai 2020 veranstaltet die INA gemeinsam mit der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks und der Hochschule Bonn-Rhein-Seig das 6. Kölner Forum für Journalismuskritik und verleiht auch zum sechsten Mal den Günter-Wallraff-Preis für Journalismuskritik. Wallraff ist Ehrenmitglied der INA.

Die INA ist eine Nicht-Regierungsorganisation, die von den Medien vernachlässigte Themen und Geschichten in die Öffentlichkeit bringen möchte. „Wir bitten alle, die sich über ein medial vernachlässigtes Thema Gedanken machen, die Initiative zu ergreifen und es uns über unsere Website als Themenvorschlag zuzusenden. Dieses Engagement ist wichtig für unsere Arbeit“, appelliert Marlene Nunnendorf, Sprecherin der INA.

Alle und jeder haben die Möglichkeit, bei der INA Themenvorschläge einzureichen (unter http://www.derblindefleck.de/thema-einreichen/). Diese Themenvorschläge werden dann von studentischen Rechercheteams an verschiedenen Hochschulen im ganzen Bundesgebiet recherchiert. Eine Jury aus Journalisten und Wissenschaftlern stimmt einmal jährlich über diese Themenvorschläge ab und kürt die Top Ten der vergessenen Nachrichten. Vorbild für die INA ist die amerikanische Partnerorganisation Project Censored.

Weitere Informationen:
http://www.nachrichtenaufklaerung.de

Ansprechpartner:
Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V.
info@nachrichtenaufklaerung.de

Pressekontakt: Marlene Nunnendorf, +4915209040018

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