Initiative Nachrichtenaufklärung kürt die „Top Ten der Vergessenen Nachrichten 2021“

(Foto: Verena N./pixelio.de)

Auch im Jahr 2021 sind viele wichtige Themen in den Medien zu wenig oder gar nicht vorgekommen. Gerade im Corona-Jahr ist auch die mediale Berichterstattung vom Virus befallen worden, ja gerade in letzter Zeit scheint der Journalismus zu einer Art „Impfotainment“ mutiert. Wenn solch ein Mega-Thema buchstäblich „viral“ geht, fallen viele andere Themen unter den Tisch.

Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V. hatte darum keine große Mühe, jene Themen und Geschichten zu identifizieren, die im Jahr 2021 in den Nachrichten vergessen wurden. Das vergessene Topthema Nummer 1 ist nach Ansicht einer Jury aus Wissenschaftlern und Journalisten die Neufassung des sogenannten Netzwerkdurchsetzungsgesetzes. Damit will die Bundesregierung gegen Hass im Netz vorgehen, aber Kritiker halten auch die Novellierung für wirkungslos, was in der Öffentlichkeit aber kaum diskutiert wird. Auch die NATO-Großübung „Defender 2020“, immerhin das größte militärische Manöver seit einem Vierteljahrhundert, spielte nach Ansicht der INA in der Berichterstattung kaum eine Rolle. Gewalt in der Schwangerschaft ist laut WHO ein gravierendes Problem, über das nicht nur bei Ärzten große Unkenntnis herrscht, sondern auch in der Öffentlichkeit, die von den Medien darüber unzureichend informiert wird.

Weitere vergessene Nachrichten sind das übersehene Armutsrisiko von jungen Menschen über 18 Jahren, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten gerade von Sozialunternehmen in der Corona-Pandemie oder der Umgang mit Rassismus und Kolonialismus im Schulunterricht. Auch den Umgang des deutschen Staates mit rechtsextremen Organisationen türkischstämmiger Menschen, die Menschenrechtsverletzungen an den Opfern der Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria oder die fehlende Umsetzung europäischer Richtlinien zur Terrorismusbekämpfung hält die INA für medial stark vernachlässigt.

Die komplette Liste jener vergessenen Nachrichten, die bislang nicht oder nur ungenügend ihren Weg in die deutschen Medien gefunden haben, findet sich auf der Website der Initiative Nachrichtenaufklärung www.nachrichtenaufklaerung.de.

„Die Medien sind zu sehr fokussiert auf einige wenige populäre Themen, auf denen das gesamte Schlaglicht der Öffentlichkeit liegt“, sagt INA-Geschäftsführer Prof. Hektor Haarkötter, der auch Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt politische Kommunikation an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist. „Man kann hier schon fast von Themen-Populismus sprechen“. Die INA wolle aufzeigen, dass es noch viele Themen links und rechts des Nachrichtenmainstreams gebe, die für die Gesellschaft relevant sind.

Der Deutschlandfunk präsentiert die Top Ten der Vergessenen Nachrichten zusammen mit der INA. „Die Suche nach den vergessenen Nachrichten steht für unsere Redaktion in der Mitte der alltäglichen Arbeit“, erklärt Dr. Marco Bertolaso, Leiter der Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks. „Die manchmal beunruhigend monothematische Corona-Zeit hat diese Aufgabe noch einmal wichtiger gemacht“.

Die INA ist eine Nicht-Regierungsorganisation, die von den Medien vernachlässigte Themen und Geschichten in die Öffentlichkeit bringen möchte. „Jeder einzelne ist aufgefordert, sich über ein medial vernachlässigtes Thema Gedanken zu machen, die Initiative zu ergreifen und es uns als Themenvorschlag mitzuteilen. Dieses Engagement ist wichtig für unsere Arbeit“, appelliert Marlene Nunnendorf, Sprecherin der INA.

Alle und jeder haben die Möglichkeit, bei der INA Themenvorschläge einzureichen (unter http://www.derblindefleck.de/thema-einreichen/). Diese Themenvorschläge werden von studentischen Rechercheteams an verschiedenen Hochschulen im ganzen Bundesgebiet recherchiert. Eine Jury aus Journalisten und Wissenschaftlern stimmt einmal jährlich über diese Themenvorschläge ab und kürt die Top Ten der vergessenen Nachrichten. Vorbild für die INA ist die amerikanische Partnerorganisation Project Censored.

Link:

Hier geht’s zur Website mit den Top Ten der Vergessenen Nachrichten 2021

Ansprechpartner:
Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) e.V.
info@nachrichtenaufklaerung.de
Pressekontakt: Marlene Nunnendorf, +4915209040018

1 Trackbacks & Pingbacks

  1. Rassismus und Kolonialismus: Blinde Flecken im Schulunterricht | digithek blog

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*