Top-Themen 2002

1. Vergessene Kriege
Das Friedensforschungsinstitut SIPRI zählt derzeit auf der Welt 15 Kriege mit zahlreichen Opfern. Elf dauern bereits länger als acht Jahre, die meisten davon innerhalb afrikanischer Länder. Amnesty International bezeichnet die marokkanisch kontrollierte Westsahara als eines der Gebiete, in denen die Menschenrechte am wenigsten geachtet werden. Kostspielige UNO-Interventionen wie in Sierra Leone bleiben in der Regel ergebnislos. Solche fortdauernden Kriege bleiben in den meisten Medien unberücksichtigt. Mehr…

2. Altenheimbewohner: Pflegeleicht durch Psychopharmaka
Menschenunwürdige Schikanen und Misshandlungen in Altenheimen werden dann publik, wenn die Staatsanwaltschaft einschreitet. Der stille, ständige und viel weniger beachtete Skandal besteht jedoch darin, dass den alten Menschen häufig Psychopharmaka in großen Mengen verabreicht werden, um sie ruhig zu stellen und besser unter Kontrolle zu halten. So wird den Bewohnern mangels Personal Lebensqualität geraubt.

3. Lebenslänglich vergessen
Viele Menschen glauben, wer zu „Lebenslänglich“ verurteilt ist, sitzt höchstens 15 Jahre hinter Gittern. Doch statistische Daten belegen, dass die Haftzeiten in Deutschland oft erheblich länger sind. Viele dieser Häftlinge sind keine Triebtäter, sondern Konflikttäter mit geringer Rückfallgefahr. Über die Frage, wie oft „Lebenslänglich“ für Gefangene in Deutschland einen Tod hinter Gittern bedeutet, wird kaum diskutiert.

4. Unmenschliche Abschiebung
In Deutschland werden Abschiebehäftlinge oft unmenschlich behandelt. Viele verbringen täglich 23 Stunden in ihren Zellen. So gibt es etwa in Ingelheim sowohl ein Ausreisezentrum als auch einen Komplex mit Abschiebehäftlingen. Im Ausreisezentrum leben Menschen, die zur freiwilligen Ausreise gebracht werden sollen, weil sie nicht abgeschoben werden dürfen. Das Recht dazu leiten die Behörden von der Wohnsitzauflage her. Die Abschiebehaft in Ingelheim soll nach Aussagen von „Pro Asyl“ besonders hart und deshalb berichtenswert sein. Die in Auslieferungsverfahren vorgelegten Belege reichen in den meisten Fällen nicht für ein Gerichtsverfahren. Im Grundgesetz verbürgte Rechte gelten für sie nicht.

5. Expo-Opfer
Die verheerenden Folgen für viele mittelständische Unternehmen, die sich an der Expo 2000 in Hannover beteiligt haben, bleiben in den Medien weitgehend unbeachtet. Etliche Firmen haben im Vertrauen auf Zusagen der Veranstalter Millionenbeträge investiert. Die Expo-Beteiligungsgesellschaft verweigerte vereinbarte Zahlungen mit dem Hinweis, die Besucherzahl sei unter den Erwartungen geblieben. Jetzt schlittern viele Firmen in den Konkurs. Nach dem PR-Rummel um die Weltausstellung hat das Thema keine Konjunktur mehr.

6. Schrottplatz Irak
Kriege sind für die Militärs auch eine Chance, Altlasten aus den Depots loszuwerden. Bereits 1990 wiesen amerikanische Armee-Sprecher in Deutschland darauf hin, dass der bevorstehende Golfkrieg die ideale Voraussetzung für die Entsorgung alter Munition sei. Eine fachgerechte Beseitigung würde die US-Army das Fünffache kosten, preisgünstiger sei es, technisch veraltete Munition und Bomben über dem Irak abzuschießen. Im Hinblick auf einen möglichen Golfkrieg 2003 sollte dieser Aspekt in den Medien nicht vernachlässigt werden.

7. Blockade der UNO-Menschenrechtskommission durch Mitgliedsstaaten
Bei den Abstimmungen in der UNO-Menschenrechtskommission in Genf am 19. April 2002 verdeutlichte sich eine Gefahr, die sich über die vergangenen Jahre bereits andeutete: Mittlerweile gibt es einen Block von stimmberechtigten Ländern, in denen es selbst immer wieder zu Verstößen gegen die Menschenrechte kommt und die fast ständig gegen etwaige Untersuchungen stimmen, um auch selbst gegen solche geschützt zu sein.

8. Druckmittel UN-Finanzen
Die USA üben auf die UNO finanziellen Druck aus. Mitgliedsbeiträge werden über Jahre zurückgehalten. Gezahlt wird nur, wenn politische Zugeständnisse zu erwarten sind. Dieses Instrument haben die USA vor dem Afghanistan-Krieg, aber auch 2003 wieder eingesetzt. Das US-Repräsentantenhaus bewilligte unter Verweis auf die „Nützlichkeit“ eine Zahlung in dreistelliger Millionenhöhe für die Vereinten Nationen. Ziel ist es diesmal, die UNO im Kampf gegen Saddam Hussein gefügig zu machen. Trotz der umfangreichen Berichterstattung über den Irak-Konflikt spielt dieses Thema keine Rolle.

9. Risiken von Kindern suchtkranker Eltern
Über die Volkskrankheit Alkoholismus und andere Suchtkrankheiten wird immer wieder berichtet. Selten stehen die Kinder aus solchen Familien im Mittelpunkt der Veröffentlichungen. Fakt ist jedoch, dass diese Kinder sechsmal häufiger selbst suchtkrank werden als ihre Altersgenossen aus normalen Familien. Betroffen sind in Deutschland acht Millionen junge Menschen; rund ein Viertel ist jünger als 18 Jahre. Es gibt wissenschaftliche Beweise, dass Alkoholismus die Hauptproblematik darstellt. Kinder aus Suchtfamilien besitzen eine höhere Wahrscheinlichkeit, alkohol- oder drogenabhängig zu werden, als Kinder aus herkömmlichen Familien. 25 bis 30 Prozent aller Kinder aus suchtbelasteten Familien werden selbst wieder suchtkrank, wenn ihnen nicht frühzeitig geholfen werden kann.

10. Ostdeutsche Kommunen hoch verschuldet
Die ostdeutschen Städte und Gemeinden sind besonders stark verschuldet, obwohl die gesamtdeutsche Schuldenlast bei der Wiedervereinigung nicht durch die neuen Länder angestiegen ist. Zumeist wird nur über die Schulden der Länder berichtet, nicht aber darüber, warum speziell ostdeutsche Kommunen so hoch verschuldet sind.

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