Zu viele Straftäter in der Psychiatrie

Bei unserer TOP 1 tauchen gleich mehrere Probleme für Journalisten auf, die unserer Meinung nach dazu geführt haben, dass dieses Thema untergegangen ist. Wahrscheinlich entscheidend: Es ist unpopulär über Menschen zu berichten, die Straftaten begangen haben – erschwerend, wenn diese Menschen psychisch krank sein sollen. Das macht der Bevölkerung Angst, beinahe automatisch erscheint das Bild des mordenden Sexualstraftäters – auch wenn das statistisch unsinnig ist. Nicht die Zahl der Straftaten mit psychiatrisch relevantem Hintergrund hat sich erhöht, zeigen unsere Recherchen, trotzdem aber die Zahl derjenigen, die ihre Haftstrafen in den Psychiatrien absitzen. Mehr dazu in der ausführlichen Fassung des Juryberichts…

Berichtet man über diesen Trend, macht ein solcher Beitrag zwangsläufig Täter zu Opfern. Damit tun sich Medien offenbar schwer. Schwerer als mit anderer Forensik-Berichterstattung. Denn wird irgendwo ein Psychiatrie-Gefängnis gebaut – und das muss dann ja gerade wegen dieses Trends getan werden – wird über die Bürgerproteste und das Sicherheitsrisiko berichtet.

Ein weiterer Grund für die Vernachlässigung dieses Themas ist – wie bei fast allen Themen, die wir bearbeiten – die Recherche. Die Zahlen und Fakten müssen mühsam zusammengesucht werden, natürlich, denn das Thema ist ja unbequem. Hartnäckige Rechercheure, die wochenlang an einem Beitrag arbeiten, leisten sich aber immer weniger Verlage.

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