WDR 5-Interview: Exklusive Berichte statt Vernachlässigung

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Wieviel spielt eigentlich der Zufall bei der Nachrichtenauswahl eine Rolle und warum stellen vernachlässigte Storys exklusive Berichte dar? Diese Frage wurde im WDR 5-Medienmagazin Texte, Töne, Bilder dem INA-Vorsitzenden Prof. Hektor Haarkötter gestellt. In einem Schwerpunktbereich der Sendung zum Thema Nachrichtenagenturen ging es darum, wie aus dem Meer von Agenturmeldungen, die heute in den Redaktionen eingehen, diejenigen ausgewählt werden, die schließlich in der Zeitung oder in den Nachrichtensendungen von Radio und Fernsehen landen. INA-Vorsitzender Haarkötter verwies darauf, dass die berühmte Nachrichtenwerttheorie von ihren Erforschern, nämlich skandinavischen Friedensforschern, nicht positiv, sondern negativ gemeint war. Während heute auch an Journalistenschulen die vielzitierten Nachrichtenfaktoren wie Prominenz, Konflikt oder Neuigkeit als Leitlinien gelehrt werden, an denen Redakteure sich praktisch orientieren sollten, weist Haarkötter auf den Schlusssatz des einschlägigen Aufsatzes von Galtung/Ruge („The structure of foreign News“) hin, der lautet: „Try to counteract all these factors“.

Wenn Redaktionen heute bestimmte, gesellschaftlich relevante Themen und Geschichten nicht veröffentlichen, lassen sie sich nach Ansicht Haarkötters exklusive Berichte entgehen. Denn die Vernachlässigung einer relevanten Story sagt ja nichts anderes, als dass alle anderen Medien sie nicht oder nicht ausreichend publiziert hätten.

Für die Nachrichtenagenturen und namentlich die Deutsche Presse-Agentur (dpa) machte Haarkötter noch den Vorschlag, deren Inhalte gemeinfrei zu machen und auch dem Publikum im Internet zur Verfügung zu stellen, da mit ARD und ZDF ja die beiden großen öffentlich-rechtlichen Anstalten ohnehin zu den Miteigentümern gehören und die DPA damit ohnehin, jedenfalls teilweise, schon im öffentlichen Besitz ist.

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