Medien-Update: Fortschreitende Abschaffung der Lernmittelfreiheit

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Innerhalb der Top Ten der Vergessenen Nachrichten 2022, sicherte sich das sozialpolitisch relevante Thema der fortschreitenden Abschaffung der Lernmittelfreiheit den ersten Platz. Seither ließt man in den Nachrichten vermehrt von Fällen, in welchen Eltern nicht für die Kosten der Schulmaterialien ihrer Kinder aufkommen können. Auch direkte Apelle an die Landesregierungen, diese Kosten zu tragen blieben nicht aus.

In ihrem Artikel „Teures Schulmaterial belastet Familien“, bezieht sich die Rheinische Post auf eine Umfrage der NRW-Landeselternkonferenz. Für Extras wie „zusätzliche Arbeits- oder Grammatikhefte, Schulplaner oder Materialien für Kunst-, Musik- oder Naturwissenschaftsunterricht“, abseits der Grundausstattung von Rucksack und Sportkleidung, investieren Eltern zwischen 150 und 200 Euro im Jahr für ihre Kinder in der Grundschule. In der weiterführenden Schule sind es sogar 200 bis 350 Euro. Laut der Rheinischen Post steigen die Kosten, welche mit einem Schulbesuch einhergehen stetig an. Ob Klassenfahrten, ÖPNV oder weiter Aktivitäten: 2500 bis 400o Euro lässt sich das im Jahr schonmal kosten. Und Unterstützung erhalten meist nur die Familien mit sehr geringem Einkommen.  Problematisch sei auch die Diskrepanz der Kosten zwischen den Schulen und die damit einhergehende Ungleichheit. An Schulen mit vielen ökonomisch besser gestellten Elternhäusern, gibt es ein größeres Angebot an Bildungsaktivitäten sowie an AGs und Ausflügen, als an Schulen mit Kindern aus sozioökonomisch schlechteren Hintergründen. Wie kostspielig die Schulen ihre Programme gestalten wird dabei nicht von den Ländern vorgegeben oder geprüft, sondern ist lediglich Sache der Schulkonferenz. Für Bildungsforscherin Claudia Schuchart (Professorin an der Uni Wuppertal) ist dies zwar eine manifestierte Ungleichheit, jedoch nicht maßgeblich relevant für Bildungsunterschiede.
Nichtsdestotrotz muss für eine Vergleichbarkeit innerhalb der Schulen gesorgt werden, argumentiert Andreas Bartsch (Präsident des Lehrerverbandes NRW). Dabei appelliert er an die neue Landesregierung. Die Lernmittelfreiheit bezieht sich definitorisch lediglich auf Schulbücher, die Deckung aller anderen Kosten steht in der privaten Verantwortung der Familien.

Dies kritisiert der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln im Artikel „Land soll Kosten übernehmen“ von domradio.de scharf.  So werden die Kosten für Schüler*innen in Deutschland durch die fehlende Berücksichtigung von digitalen Endgeräten und Programmen massiv unterschätzt. So konstatiert es Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel, und fordert die Landesregierung zu Gegenmaßnahmen auf. Anderenfalls komme es zu einer Intensivierung der Ungleichheiten im Bildungsbereich. Werden digitale Endgeräte und Programme für den Schulbetrieb benötigt so sollen sie auch bürokratisch als Lernmittel anerkannt und folglich ihre Finanzierung vom Land übernommen werden
(Hiba Hamadache)

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