2007: Top 5

Städte kippen den Baumschutz

In vielen Städten und Gemeinden werden übermäßig Bäume gefällt – ersatzlos. Möglich wird das durch die Abschaffung der Baumschutzsatzungen. Trotz der lauten Debatten über Umweltzonen in den Städten und das globale Klima spielt das Thema lokale Abholzung und seine Auswirkungen auch auf das Stadtklima so gut wie keine Rolle in der überregionalen Berichterstattung.

Sachverhalt & Richtigkeit

In den deutschen Städten, die noch eine Baumschutzsatzung haben, dürfen Privatleute Bäume nur nach Antragstellung und schriftlicher Genehmigung durch die Stadtverwaltung fällen. Selten wird jedoch ein Antrag auf Fällen eines Baumes abgelehnt, in der Regel greift immer das Argument der „Verkehrssicherung”.

In den meisten Ballungsräumen gibt es eine Baumschutzsatzung, etwa in Großstädten wie Köln oder Düsseldorf. Viele mittelgroße Städte und Kommunen haben die Baumschutzsatzung aber in den vergangenen Jahren abgeschafft, um Kosten zu sparen oder Bürokratie abzubauen, oder weil die Satzung nicht mehr zeitgemäß erschien.

Nach Recherchen des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) gibt es in etwa der Hälfte der NRW-Kommunen keine Baumschutzsatzung mehr. In der anderen Hälfte der Städte und Gemeinden mit einer solchen Satzung wird laut BUND so ziemlich jeder Antrag auf Fällung vorbehaltlos genehmigt. Nur in ganz wenigen Städten werde demnach die Baumschutzsatzung von den örtlichen Umweltbehörden tatsächlich respektiert und eingehalten.

Den Umweltschützern zufolge werden Bäume und Büsche häufig gefällt, ohne dass ausreichend nachgepflanzt wird. Darüber hinaus könnten junge Bäume nicht die gleiche Menge CO2 absorbieren, wie es über Jahre gewachsene Bäume vermögen. Ein Beispiel für die Abholzung ist die Stadt Leverkusen, wo die Baumschutzsatzung seit 1. Januar 2006 abgeschafft ist. Seitdem beobacht das Umweltamt, dass Bäume gefällt werden, für die man früher einen Antrag hätte stellen müssen, der mit großer Wahrscheinlichkeit abgelehnt worden wäre. Ähnliches gilt für die Städte Bielefeld und Wuppertal.

Es ist erwiesen, dass Bäume zur Reduzierung von Kohlendioxid (CO2) beitragen, indem sie das klimaschädliche Treibhausgas in Sauerstoff umwandeln. Durch den steigenden Ausstoß von CO2 und den dadurch verstärkten Treibhauseffekt erwärmt sich die Erdatmosphäre schneller und stärker, wodurch unter anderem die Polkappen schmelzen und die Meeresspiegel ansteigen: Das globale Klima verändert sich und gefährdet die gesamte Menschheit.

Auch für das so genannte „Kleinklima” in den Städten spielen Bäume eine wichtige Rolle. Bäume bieten zugleich Lebensräume für Vögel, Insekten und andere Organismen. Sie wirken als Wärmeregulatoren, Schattenspender und Luftbefeuchter. Sie resorbieren Lärm und absorbieren Luftschadstoffe.

Bäume tragen darüber hinaus zur Gestaltung des Ortsbildes, zur Durchgrünung der Wohngebiete und zur Einbindung besiedelter Bereiche bei.

Relevanz

Das Thema Klimawandel ist derzeit im Fokus der öffentlichen Diskussion. Die führenden Industriestaaten beschlossen im vergangenen Jahr auf dem G-8 Gipfel in Heiligendamm, den Ausstoß von schädlichem CO2 bis 2050 zu halbieren. Das Thema betrifft die Erdbevölkerung, da es dabei um die Zukunft unseres Planeten geht. Vernachlässigt wird bei der Diskussion um den Klimawandel und die CO2-Reduktion, was Bäume zum Schutz der Umwelt leisten können. Der Baum- und Buschbestand sollte – auch in den Städten – erhalten und wenn möglich erweitert werden, um den Klimawandel effizient zu bekämpfen. Von daher sollte das Thema auch einen Platz in der überregionalen Berichterstattung einnehmen.