2007: Top 3

Qualitätsverluste im Journalismus

Schon heute arbeitet in Deutschland jeder dritte Journalist ohne feste Anstellung. Die seit 2001 anhaltende Medienkrise lässt die Zahl der „Freien“ weiter wachsen. Fehlender Kündigungsschutz und unzureichende soziale Absicherung führen zu gravierenden Qualitätseinbußen. Journalisten recherchieren weniger und verlassen sich zunehmend auf PR-Material. Unabhängige Information wird immer seltener. Da Medienbetriebe durch diese Entwicklung Kosten sparen, wird darüber kaum berichtet.

Sachverhalt & Richtigkeit

In Deutschland arbeitet etwa jeder dritte Journalist ohne Anstellungsvertrag als „freier Journalist“. Die durch die Werbekrise ausgelöste und seit dem Jahr 2001 bestehende Medienkrise hat die Zahl der freien Journalisten weiter anwachsen lassen. Auch sind deren Arbeitsbedingungen schwieriger geworden seit den 80er Jahren. Es existieren lediglich vereinzelte Untersuchungen der Berufsverbände (z.B. DJV-Deutscher Journalisten Verband).

Es kommt häufig zu Umstrukturierungen in der Medienwirtschaft, die durch technische Innovationen oder neue betriebswirtschaftliche Konzepte ausgelöst werden. So ist der Arbeitsmarkt der freien Bildjournalisten zum Beispiel von der umfassenden Digitalisierung besonders betroffen. Die Verbilligung von Kameras, Bildbearbeitungssoftware, Computern und digitaler Datenübertragung hat dazu geführt, dass die Zahl der kostenlos von Lesern oder Betroffenen eingereichten Bilder erheblich gewachsen ist.

Die Medienkonzerne (unter anderem Holtzbrinck) bauen systematisch die Urheberrechte ab; so werden bei Bildern häufig keine Namen mehr genannt. Der Urheber läuft ständig Gefahr, den Auftrag zu verlieren, wenn er nicht die Nutzungsrechte teilweise oder gar ganz abtritt.

Während die fest eingestellten Journalisten (Arbeitnehmer) in der Regel zu den durchschnittlichen Verdienern in der Arbeitswelt gezählt werden können, gilt dies nicht für freie Journalisten. Das zwingt ein Viertel aller freien Mitarbeiter in anderen Berufen und Jobs hinzuzuverdienen, um ein Mindestmaß an wirtschaftlicher Unabhängigkeit zu erreichen. Freie Mitarbeiter schätzen den Arbeitsmarkt häufig negativ ein.

Gerade ältere Mitarbeiter werden oft durch jüngere ersetzt. Unterdurchschnittliches Einkommen, zeitliche Belastung, hohe Unsicherheit beim Beschäftigungsvolumen sowie Abbau des Rechtschutzes haben gravierende Auswirkung auf die Arbeitswelt der freien Journalisten.

Relevanz

Auf die gesellschaftliche Relevanz des Themas weisen vor allem zunehmende Gerichtsprozesse zwischen den Verlagen und den freien Journalisten hin. Aufgrund von Veränderungen und Zensuren von Texten gefährden die Verlage die saubere Recherche und damit eine sachgerechte Wiedergabe.

Das Abtreten von Urheberrecht und Nutzungsrecht hat gravierende Konsequenzen, denn es führt zu ständigen Konflikten oder gar Klagen. Übereinstimmend kritisieren die Fotografen aus dem freien Berufsfeld, dass – als Folge der Digitalisierung – ein Qualitätsverlust bei der Verwendung von Fotos in Zeitungen und Magazinen zu beklagen ist.

In vielen Printmedien sind aus Kostengründen die Bildredaktionen abgeschafft worden oder nur noch mangelhaft besetzt. Die Publikationsmöglichkeiten für anspruchsvolle und gesellschaftlich engagierte Fotografie sind damit stark begrenzt.