2005: Top 10

Vom Petro-Dollar zum Petro-Euro: Iran plant neue Ölbörse

Die für diesen März 2006 geplante iranische Ölbörse (IOB) soll als Basis den Euro haben und damit den Petro-Dollar ersetzen. Diese Entwicklung ist nicht nur für alle Öl-exportierenden und -importierenden Länder für Bedeutung, sondern für fast alle Staaten weltweit. Damit zeichnet sich ein duales Währungssystem im Welthandel ab, das die Rolle des Euro gegenüber dem Dollar stärken würde. Es gibt zwar zahlreiche Berichte über den Atomstreit mit dem Iran, aber nur sehr wenige Berichte, die von der geplanten Ölbörse und ihren weit reichenden ökonomischen Konsequenzen handeln.

Sachverhalt & Richtigkeit

Der Iran könnte das nächste Ziel von US-Militär Angriffen sein. Ein Grund dafür ist der Atomstreit zwischen Iran und den USA. Ein zweiter, entscheidender Grund für mögliche Angriffe ist die vom Iran geplante Ölbörse (IOB), die auf der Grundwährung Euro basieren soll. Diese globale Ölbörse stellt eine Bedrohung der Vormachtsstellung des US-Dollars dar und setzt somit auch die US-Wirtschaft unter gewaltigen Druck. Sollte es zu Militärschlägen gegen den Iran kommen, würden die Ölpreise steigen und es könnte zu einer globalen ökonomischen und politischen Krise kommen.

Nach Saudi-Arabien besitzt der Iran mit 164 Milliarden Tonnen die zweitgrößten bisher bestätigten Ölreserven. Die gesamte Weltölförderung beträgt 3552,4 Millionen Tonnen (2002), davon liefert der Iran 170,7 Millionen (2002), was 4,8 Prozent der weltweiten Ölförderung ausmacht. Damit ist der Iran der fünftgrößte Ölförderer hinter Saudi-Arabien, Russland, den USA und Mexiko.

Der Großteil des Ölhandels findet an der NYMEX (New York Mercantile Exchange) und an der Londoner Ölbörse IPE (International Petroleum Exchange) statt. Beide Börsen gehören US-Unternehmen und handeln Öl in US-Währung. Die Pläne des Iran, eine neue Ölbörse zu eröffnen, würden den Ölhandel für die EU auf dem Weltmarkt erleichtern.

In den vergangenen Jahren ist der Euro ein wenig stärker und stabiler geworden, während der Kurs des US-Dollar schwankt. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb einige OPEC Mitglieder ein Interesse daran gezeigt haben, im Ölhandel auf den „Petroeuro“ umzusteigen. Eine erfolgreiche iranische Ölbörse kann bewirken, dass andere Industriestaaten ihre Ölkäufe nicht mehr in „Petrodollar“ tätigen.

Eine Umstellung auf Euro im Weltölhandel würde eine fallende Nachfrage nach „Petrodollar“ zur Folge haben und das kann sich negativ auf den Dollarwert auswirken. Fallende Dollarkurse würden die Position der USA als führende Welthandelsmacht gefährden.

China als aufstrebendes Industrieland mit einem sehr hohen Bevölkerungswachstum ist ebensoviel wie die USA auf die iranischen Ölimporte angewiesen. Seit 2004 besteht zwischen China und dem Iran ein Handelsabkommen für Öl und Gas. Die Chinesen beziehen 13 Prozent ihrer Ölimporte aus dem Iran.

Im UN-Sicherheitsrat würde China mit höchster Wahrscheinlichkeit Veto gegen eine Resolution einlegen, die mit ernsten Konsequenzen gegenüber dem Iran droht, sollte sich dieser im Atomstreit nicht einsichtig zeigen. Falls die USA Militärschläge auf den Iran führen, käme es vermutlich zu einer ernsten Krise zwischen den beiden Staaten.

China ist zum zweitgrößten Besitzer von US-Währungsreserven geworden. Für China steht sehr viel auf dem Spiel, falls der US-Dollar fällt. Die chinesische Regierung ist vorsichtig bei der Kopplung des Yen an den Dollar, die Währungen stehen im Verhältnis 8,28 Yen zu 1 Dollar. Es wird erwägt, die Kopplung aufzuheben, was einen Dollarfall verursachen könnte.

Ein Militärschlag gegen den Iran würde die US-Regierung isolieren und immer mehr Industrieländer würden den Dollar als internationale Handels- bzw. Ölwährung ablehnen. Russland würde im Falle einer Invasion in den Iran im Ölhandel vom Dollar zum Euro wechseln, weil der Dollar in dem Moment schwach wäre und dies den Euro nur noch attraktiver machen würde.

In Russland sollen die Devisenreserven in Dollar zurückgefahren werden, und ein Verhältnis von 50:50 soll zwischen Dollar und Euro herrschen.

Eine wahrscheinliche Folge einer Iran-Invasion wäre, dass iranische Ölexporte stoppen würden, unabhängig von der Basiswährung, China müsste sich endgültig vom Dollar lösen und russisches Öl in Euro kaufen.

Falls ein US-Angriff ausbleibt, ist es wahrscheinlich, dass die iranische vom Euro beherrschte Ölbörse bereits im März 2006 eröffnet wird. Die beste Möglichkeit für die USA auf dieses Problem zu reagieren, wäre mit der EU und den OPEC-Staaten einen Kompromiss zu finden, der in Richtung eines dualen Währungssystems im Ölhandel geht.

Relevanz

Die geplante iranische Ölbörse, die den Euro als Basiswährung haben soll, hat Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft, sie entscheidet sogar unter Umständen über einen Angriff von Seiten der USA auf den Iran. Die Ölbörse betrifft sowohl die USA als auch die EU und somit auch Deutschland. Für Deutschland, wie auch für die gesamte EU wäre es von Vorteil, wenn der Ölhandel in Zukunft in Euro betrieben würde, da so der Umtausch von Euro in Dollar nicht mehr nötig wäre und die EU so mehr Devisen bekäme.

Vernachlässigung

Es gibt zahlreiche Berichte über den Atomstreit zwischen den USA und dem Iran, aber nur sehr wenige Berichte, die von der geplanten iranischen Ölbörse handeln.

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete am 23.3.2004 darüber, dass der iranische Ölhandel auf den Euro umstellen würde. In der „Financial Times Deutschland“ war am 25.3.2004 zu lesen, dass die Öl produzierenden Länder die Grundwährung für den Ölhandel zum Euro wechseln wollten.

Im Internet berichtet www.shortnews.stern.de am 7.12.2005, der Vorsitzende der Energie-Kommission des Parlaments im Iran, Kamal Daneschjar, habe erklärt, dass man bereits vorbereitende Maßnahmen getroffen hätte, um Ölverkäufe in Zukunft über den Euro abzuwickeln. Die Umstellung solle zunächst schrittweise erfolgen und dann würde schließlich ganz auf den Euro umgestellt werden.

Weitere Berichte über dieses Thema findet man im Internet allerdings nur auf kleineren Newsportalen oder Homepages von kleinen unbekannten Nachrichtenagenturen.

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Quellen

Zitzelsberger, Gerd. „Geschäft ohne Politik; Warum die Ölländer diesmal den Bogen nicht überspannen“. 23.03.2004. In: Süddeutsche Zeitung. Inhalt: iranischer Ölhandel wird auf Euro umschwanken

„EADS fordert für Flugbranche Euro als Basiswährung“. 25.03.2003. In: Financial Times Deutschland. Inhalt: Wechsel der Grundwährung einer Branche von Ölproduzierenden Staaten

„Das Öl, der Dollar, die USA und der Iran“. 23.11.2004. http://www.freace.de/artikel/200411/231104b.html

„Iran: Überlegungen zum Verkauf von Öl in Euro“ . 07.12.05.

http://shortnews.stern.de/shownews.cfm?id=599840

„Iran: Dominoeffekt durch neue Ölbörse?“. 28.12.2005.

iran-now.de/content/view/3036/26/  

„Iran’s New Oil Trade System Challenges U.S. Currency”. Project Censored.

Fischer Weltalmanach 2005. Fischer Taschenbuch Verlag.

www.opec.org/aboutus/member%20countries/iran.htm