2000: Top 5

Verzögern Großunternehmen die Nutzung von Zukunftstechnologien?

Der Einreicher formulierte seinen Themenvorschlag wie folgt: „Das Zurückhalten bzw. Ignorieren zukunftsweisender Technologien durch Großunternehmen: Im Laufe der Jahre wurden sowohl in den Entwicklungsabteilungen großer Branchenführer als auch durch kleinere Betriebe technische Lösungen für viele drängende Probleme entwickelt, aber aus kommerziellem Interesse (Festhalten an alter Technologie) nicht genutzt. Beispiele sind die vielen Entwicklungen für Fahrzeuge mit wesentlich reduziertem Kraftstoffverbrauch und Schadstoffemissionen. Dabei werden z. T. gezielt Patente aufgekauft, nur um deren Nutzung zu verhindern.“

Recherchen ergaben keine Hinweise auf den gezielten Aufkauf von Patenten. Dagegen lässt sich die verzögerte Nutzung zukunftsweisender Technologien an mindestens einem Beispiel belegen: 1996 stellte Greenpeace den in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen Wenko entwickelten Twingo SmILE der Öffentlichkeit vor. Hierbei handelt es sich um einen Kleinwagen, der auf Basis des Renault Twingo gebaut wurde und durch einen neu entwickelten Motor, Gewichtsreduzierung und Verbesserung der Aerodynamik nur 3,3 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht. Trotz des niedrigen Verbrauchs hat bisher kein Autohersteller diese Technik bis zur Serienreife umgesetzt. Lediglich VW hat mit dem Lupo 3L TDI ein Auto auf den Markt gebracht, das einen vergleichbaren Verbrauch hat. Allerdings fährt dieser Wagen im Unterschied zum Twingo SmILE mit Diesel, welcher krebserzeugende Partikel erzeugt.

Mittlerweile hat das Medieninteresse an dieser Entwicklung merklich nachgelassen. Die Recherche ergab jeweils nur zwei Zeitungsartikel, die jeweils über eine Fahrt des SmILE von Hamburg nach Rom berichteten, auf der er im Durchschnitt 2,33 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchte.

Dass das Thema für die Bevölkerung relevant ist, zeigen schon die in der Vergangenheit stark gestiegenen Benzinpreise. Außerdem kann man aufgrund der schwachen Berichterstattung in den Medien von einer vernachlässigten Nachricht sprechen.

Ähnlichen Verschleppungen sollte auch in anderen Industriezweigen, z.B. der Haushaltstechnik, nachgegangen werden. Geht die Entwicklung energiesparender und umweltfreundlicher Modelle schnell genug über die Erprobungsstufe hinaus?