1997: Top 9

Ausweisung straffällig gewordener ausländischer Jugendlicher der zweiten und dritten Generation

In der Bundesrepublik lebt eine große Zahl ausländischer Jugendlicher, die teilweise bereits als Kleinkinder in die BRD gekommen sind. Sie sprechen wie selbstverständlich Deutsch und beherrschen teilweise nicht einmal mehr ihre Muttersprache. Sie sind mit dem alltäglichen Leben in der BRD vertraut und nicht mit dem in ihren jeweiligen Heimatländern. Gesetzesverstöße haben für ausländische Jugendliche ohne deutschen Paß zur Folge, daß sie aus der BRD ausgewiesen werden. Für diese jungen Menschen hat das oft verheerende Konsequenzen: Sie finden sich in ihren „Heimatländern“, denen sie juristisch zugeordnet sind, nicht zurecht. Aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse finden sie weder Freunde noch Arbeit. Außerdem haben sie keinerlei Bindung mehr an die tradierten Normen in den jeweiligen Gesellschaften ihres Vaterlandes. Andere Kultur- und Religionsausrichtungen sind die größten Barrieren bei der Integration.

Grad der Vernachlässigung

Das obengenannte Thema wird gänzlich aus der Berichterstattung der gängigen Medien ausgeklammert. Wenn überhaupt Berichterstattung erfolgt, dann meistens über erwachsene, straffällig gewordene Ausländer. v

Wer ist betroffen?

Ausländische Jugendliche in der BRD ohne deutschen Paß.

Wer profitiert von der Nichtberichterstattung?

Wer profitiert von der Nichtberichterstattung? Alle staatlichen Stellen, die diesen gesetzlichen Rahmen der Abschiebung konsequent ausschöpfen oder die Gruppen, die dessen Anwendung unterstützen.

Warum sollte mehr berichtet werden?

Auch wenn es dem gesetzlichen Rahmen entspricht, straffällig gewordene ausländische Jugendliche abzuschieben, bleibt die Frage, ob es zu verantworten ist, junge Menschen in ihre Heimatländer abzuschieben, in denen sie zumeist wenig Perspektiven haben. Die fehlende Berichterstattung verhindert die Auseinandersetzung mit dem Problem. Das Thema hat keine Chance, auf die politische Tagesordnung zu kommen.

Quellen

* Themenvorschlag für eine Fernsehbeitrag des Büros Nachrichten gegen Rassismus. Köln.

* Telefonat mit Peter-Christian Löwisch, Geschäftsführender Redakteur des Büros Nachrichten gegen Rassismus, Köln am 10.11.1997.