Stiefkind Recherche

Wer gründlich recherchiert, entdeckt Fakten und Geschichten, die sonst im Verborgenen bleiben. Das hört sich banal an – aber eigentlich auch nur, weil es so grundlegend ist. Nachfragen, nachprüfen, neue Quellen finden, alte in Frage stellen – all das kostet viel Zeit und die Verlage viel Geld. Vielen ist es das offenbar nicht wert. Rechercheteams, zur investigativen Recherche freigestellte Redakteure – all das gibt es in Deutschland kaum.

Und auch das Problembewusstsein ist wenig ausgeprägt: Recherche ist lediglich ein kleiner Bestandteil der Ausbildung von Volontären und auch an Universitäten, das in den USA übliche Berufsbild des Computer Assisted Reporters, der systematisch Daten auswerten kann, gibt es hier gar nicht, es ist in den meisten Redaktionen noch nicht einmal üblich, eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz zu stellen.

Dass in Deutschland zu wenig recherchiert wird, beobachtet die Initiative Nachrichtenaufklärung ständig. Denn wir recherchieren ja die Geschichten, die uns als relevant, aber vernachlässigt vorgeschlagen werden. Und bei sehr vielen muss man sehr lange suchen, nachfragen, um die Ecke denken und neue Quellen suchen. Und dann gibt es sie.

Warum Recherche im deutschen Journalismus ein Problem ist, damit haben wir uns in diesem Semester im INA-Seminar an der TU Dortmund auch theoretisch beschäftigt. Welche Rahmenbedingungen gibt es für recherchierende Journalisten? Welche Probleme sehen investigativ arbeitende Kollegen? Und lohnt sich für uns ein Blick ins angebliche Mutterland der Recherche, die USA? Dazu folgen in den nächsten Wochen verschiedene Beiträge. Viel Spaß beim Lesen wünscht das Dortmunder INA-Seminar.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*