Niederländer fürchten Silvester im Granaten-Hagel

Die Korrespondentennetze deutscher Medien sind oft dünn, daher geht Relevantes aus anderen Länder oft unter – auch wenn es in Nachbarländern ist. In diesem Wintersemester sichten einige Studierende des Dortmunder Rechercheseminars der Initiative Nachrichtenaufklärung die Themen einiger europäischer Länder. Eine Auswahl unserer Ansicht nach vernachlässigter Themen stellen wir hier ins Blog. Zum Jahresende heute ein Silvesterthema aus den Niederlanden. Guten Rutsch!

In den Niederlanden steigt die Angst vor dem großen Knall. Seit Wochen kursieren in der Presse Nachrichten rund um das Thema „Feuerwerkskörper“, und die sind von anderer Qualität als die Brandschutztipps, die man kurz vor dem Jahreswechsel hierzulande liest.

Immer gefährlichere Knaller – teils mit der Sprengkraft von Handgranaten – würden in osteuropäischen Webshops bestellt und dann per Post in die Niederlande importiert, meldet das Algemeen Dagblad (AD) schon am 7. November. Der Versandhandel mit gefährlichen Knaller hat laut der Zeitung so stark zugenommen, dass Sprengstoffexperten Brief- und Paketboten in Lebensgefahr sehen: Wenn in den Verteilerzentren der Zusteller-Firmen etwas schief gehe, seien die Folgen nicht abzusehen, zitiert das Blatt.

Ausländische Händler versuchen unterdes mit viel Einfallsreichtum ihren Absatz anzukurbeln. Häufig würden Kinder angestiftet, Explosionen zu filmen und dann ins Internet zu stellen, berichtet die Zeitung „De Telegraaf“. Sie beruft sich auf die niederländische Stiftung Verbraucher und Sicherheit, die binnen einer Woche 120 neue Videos gesichtet haben will und erklärt, dass sogar Geld für das Hochladen solcher Filme geboten werde. 7.000 Kilogramm verbotener Import-Knaller sind immerhin aus dem Verkehr gezogen. Die hat die niederländische Polizei jüngst im Rotterdamer Hafen beschlagnahmt, weil die Menge der enthaltenen Explosivstoffe 70mal so hoch war, wie erlaubt.

Das niederländische Justizministerium hat angekündigt, sich für eine europaweite Harmonisierung des Verbots gefährlicher Feuerwerkskörper einzusetzen, um den Handel zumindest einzudämmen. Weil dieses Bekunden aber nichts zur Sicherheit beim anstehenden Silvesterfeuerwerk beitragen kann, wurde für den Jahreswechsel vorsichtshalber der Kampfmittelräumdienst in Alarmbereitschaft versetzt.

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