Ein schonungsloses Buch voller Perspektivwechsel, neuer Betrachtungsweisen,
Beobachtungen, Untersuchungen und Inspirationen vom Journalismus, über den
Journalismus, um den Journalismus und aus dem Journalismus heraus? Hier ist es:
In welchem Verhältnis Journalismus und Aufklärung zu einander stehen und welche Schwerpunkte
und Schwierigkeiten die Nachrichtenaufklärung in unserem Mediensystem hat, das beleuchtet der
Sammelband „Nachrichten und Aufklärung. Medien- und Journalismuskritik heute: 20 Jahre
Initiative Nachrichtenaufklärung“. Besonders hervorzuheben ist die Bandbreite an aktuellen
Bezügen, die in einen gesamtgesellschaftlichen und geschichtlichen Zusammenhang gebracht
werden. Schicht für Schicht tragen die fünfzehn Autoren vom schleichend etablierten Bodensatz
des Journalismus ab. Dadurch werden Begriffe wie „Junknews“, „Fakenews“ und „Lügenpresse“ in
ihrer realen Bedeutung greifbar und in ihren Ausmaßen begreifbar. Das Autorenkollektiv besteht
aus erfahrenen Medienwissenschaftlern, Soziologen, Journalisten und Juristen, die das Medien-
Métier kennen und wissen, wo kritische Punkte liegen – und genau um diese geht es in diesem
Buch.
„Aufklärung und Journalismus gehören ganz wesentlich zusammen, sie haben sich gemeinsam als
Geschwister entwickelt“, betonen die Herausgeber Hektor Haarkötter und Jörg-Uwe Nieland in
ihrem Vorwort. In vielen Sprachen beinhaltet das Wort „Aufklärung“ eine Variation des Wortes
„Licht“ (vgl. „Enlightment“, „Les Lumières“). Das Buch verfolgt durchaus den Anspruch Licht auf die
dunklen Flecken unseres Mediensystems zu werfen. Die Autoren beleuchten diverse Aspekte aus
verschiedenen Positionen, so dass der Leser im Sinn der Aufklärung die Möglichkeit hat, „sich seines
eigenen Verstandes zu bedienen“ und sich seine Schwerpunkte selbst zu setzen.
Zum Jubiläum der Initiative Nachrichtenaufklärung (INA e.V.) gehören auch Insider-Berichte,
Erfahrungen, Bilanzen und Selbstreflektionen aus den zwanzig Jahren, in denen sich die INA e.V. der
Nachrichtenaufklärung und insbesondere den vergessenen Nachrichten verschrieben hat.
Journalismusforscher Uwe Krüger etwa hat sich in seinem Beitrag der Verschwörungstheorien
angenommen und zeigt, dass es Qualitätsjournalismus ohne Hypothesen auf auch geheime
Zusammenhänge schwerlich geben kann. Medienwissenschaftler Jörg-Uwe Nieland beleuchtet die
„Junk Food News“, das sind irrelevante und boulevardeske Meldungen, die die Nachrichtenkanäle
verstopfen. Und der Kommunikationswissenschaftler Martin Welker macht das Vergessen selbst
zum Thema seiner Untersuchung und deutet darauf hin, dass das Vergessen in den digitalen
Medien ein blinder Fleck der Kommunikationswissenschaft ist.
Der Sammelband zum 20. Initiative Nachrichtenaufklärung-Jubiläum ist gerade erschienen und ab
sofort in allen gut sortierten Buchhandlungen, über Online-Buchhändler oder digital beim Verlag
Springer VS erhältlich:
Haarkötter/Nieland (Hg.): Nachrichten und Aufklärung. Medien- und Journalismuskritik heute: 20 Jahre
Initiative Nachrichtenaufklärung. Wiesbaden: Springer VS 2017
Der Band spannt einen weiten Rahmen von Verschwörungstheorien bis Fake News, von
Qualitätsdebatte bis zu verantwortungslosen Algorithmen. Mit Beiträgen von Johanna Wergen, Martin
Welker, Frank Überall, Christian Solmecke, Horst Pöttker, Uwe Krüger, Leif Kramp, Peter Ludes sowie
einem Interview mit Günter Wallraff.
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