Die Top Ten der Vernachlässigten Nachrichten mal anders: die Hilfsorganisation Care veröffentlicht nun schon zum siebten Mal eine Analyse zu den blinden Flecken in der Berichterstattung über humanitäre Krisen. Über diese blinden Flecken informiert Care innerhalb ihres Berichtes „Breaking the Silence 2022“, in welchem sie die Top Ten der Vergessenen Krisen 2022 illustriert. Als von Krisen betroffene Länder nennt Care jene, die mindestens eine Million Menschen beherbergen und die von Konflikten oder Naturkatastrophen betroffen sind. Die Analyse von 5,8 Millionen Online-Artikeln im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 10. Oktober 2022 in den Sprachen Arabisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch ergab dabei: die Top 10 der vernachlässigten Krisen sind alle in Afrika verortet.
217.201 Mal: So oft wurde über den Gerichtsprozess zwischen Johnny Depp und Schauspielerin Amber Heard berichtet. Hingegen nur 1.847 Mal tauchte das Krisenland Angola in den untersuchten Online-Artikeln auf. Ein Land, welches an einer der verheerendsten Dürren seit 40 Jahren leidet. Bettina Rühl, freie Journalistin in Nairobi, betont im Deutschlandfunk: „Der globale Norden ist mit sich selbst beschäftigt.“ Es ist also nicht verwunderlich, dass afrikanische Krisen innerhalb der westlichen Medienlandschaft vernachlässigt werden.
Die Dürre in Angola, auf Platz Eins der vernachlässigten Krisen, wird wohl aufgrund der globalen Erderwärmung nicht die einzige Trockenperiode bleiben. Care zufolge ist sogar mit noch gravierenderen Perioden zu rechnen. Die Hungersnöte durch den Ernteausfall treffen dabei Frauen und Mädchen besonders hart, welche bei Verteilungsfragen innerhalb der Gemeinde häufig vernachlässigt werden.
Naturkatastrophen, Gewalt, Krankheiten und Hunger: auch die anderen Länder der Top Ten sind mit großen Herausforderungen konfrontiert, die in den untersuchten Online-Artikeln vernachlässigt wurden.
Doch wie kann dieser Vernachlässigung entgegengewirkt werden? Personen aus verschiedenen Kontexten wie Politiker*innen oder von den Krisen Betroffenen wurden genau dazu im Bericht befragt. Für Juma Majanga, Reporter für Voice of America in Nairobi (Kenia), kann eine stärkere Berichterstattung über den afrikanischen Kontinent erreicht werden, indem mehr relevante Diskussionen, wie die Weltklimakonferenz, dort ausgetragen werden. Aber auch Schulungen für lokale Reporter*innen, die Kompetenzen in der Recherche fördern sollen, können den betroffenen Ländern eine Stimme in der globalen Berichterstattung geben.
(Hiba Hamadache)
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