2001: Top 4

CNN-Selbstzensur im Krieg gegen den Terrorismus

Walter Isaacson, der Chef des amerikanischen Nachrichtensenders CNN, legte seinen Mitarbeitern mit dem Beginn der USA-Angriffe auf Afghanistan nahe, die Berichterstattung nicht zu „anti-amerikanisch” zu gestalten. „The chairman of CNN has ordered his staff to balance images of civilian devastation in Afghan cities with reminders that the Taliban harbors murderous terrorists, saying it ‚seems perverse to focus too much on the casualties or hardship in Afghanistan.’ ” (Washington Post) Senderintern soll der ”Washington Post” und der USA-Initiative „Accuracy in Media” zufolge ein entsprechendes Memo verschickt worden sein.

Der Grund für diese Selbstzensur ist die heftige Kritik, welche die Berichterstattung von CNN im Golfkrieg erhielt, verbunden mit dem Vorwurf, dass der Sender die USA diskreditiere. Zusätzlich befürchtet Isaacson, dass CNN ohne diese hochgradig selektive „Balance” zu einem Werkzeug proterroristischer Propaganda werden könnte. Dass es sich hierbei um die Manipulation anderweitig unvoreingenommener Berichterstattung handeln könnte, scheint er nicht zu befürchten.

Diese Nachricht, obwohl von CNN als Pressebericht ausgegeben, wurde in den USA lediglich von der Washington Post als einzige größere Tageszeitung aufgenommen, wie „Accuracy in Media” berichtet. Auch für die deutsche Bevölkerung ist diese Nachricht wichtig, da n-tv als größter deutscher Nachrichtenkanal u.A. seine Bilder von CNN bezieht und die Auswahl der zu berichtenden Fakten hierdurch ebenfalls beeinflusst wird. Jedoch hierzulande berichtete auch nur der Spiegel indirekt über ein Interview mit dem Programmchef von n-tv von der Selektion.