Hybridautos mit hohem CO2-Ausstoß – und keiner merkt’s

Berichterstattung vorbei, Misstand geblieben: Wie bei allen Fahrzeugmodellen wird auch bei Hybridautos der CO2-Ausstoß geprüft, bevor sie auf den Markt dürfen. Bei der Schadstoffmessung von Hybridautos finden sich jedoch Schlupflöcher, die jeden Strom- oder Benzinfresser als Vorzeigemodell dastehen lassen können. Das entsprechende Testverfahren steht seit langem in der Kritik. In den Jahren 2009 und 2010 berichteten viele Zeitungen und Fernsehsender über das Thema. Seit nunmehr einem Jahr hört man nichts mehr von dem umstrittenen Verfahren – obwohl es seither nicht verändert wurde.

Das NEFZ-Testverfahren (Neuer europäischer Fahrzyklus) funktioniert wie folgt: Für jeweils eine festgelegte Strecke fährt das Auto zunächst mit dem Elektromotor und anschließend mit dem Verbrenner. Eine Formel kombiniert dann beide Werte. Im elektrischen Betrieb wird jedoch kein Sprit verbraucht, so dass dieser Wert mit Null einfließt. Bei der Produktion einer Kilowattstunde Strom entsteht jedoch auch CO2 – und zudem muss der Autofahrer den Strom bezahlen.

Der Blog „Der Klima-Lügendetektor“ hat sich der Problematik angenommen und sie am Beispiel des Opel-Ampera veranschaulicht.

Der Opel-Ampera kommt offiziell auf einen Schadstoffausstoß von 27 Gramm CO2 pro Kilometer. Der Ausstoß wird dabei über eine Distanz von 100 Kilometern gemessen. Da der Ampera jedoch 83 Kilometer rein elektrisch fahren könne, schalte sich erst dann ein kleiner, benzinbetriebener Generator an (mit einem rechnerischen Verbrauch von fünf Litern pro hundert Kilometer). Dessen Emissionen ergeben jene schmeichelhaften 27 g/km.

Zudem würden im NEFZ-Test alle stromschluckenden Nebenaggregate ausgeschaltet wie Heizung, Klimaanlage, Sitzheizung, Fensterheber, Stereo-Anlage etc. Außerdem laufe der Test bei einer Temperatur von 20 Grad Celsius ab – stromsparenden Bedingungen also, die es gar nicht immer gibt. Das Testverfahren bietet demnach zahlreiche Schlupflöcher, die Hybridautos als den reinen Segen für unsere Umwelt erscheinen lassen.

Ein weiterer nicht beachteter Punkt sei, dass der Strom, mit dem Elektroautos betrieben werden, heutzutage meist noch fossilen Brennstoffen entstammt. „Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes verursachte jede im Jahr 2010 verbrauchte Kilowattstunde mehr als ein halbes Kilo Kohlendioxid – exakt 563 Gramm“, schreibt der Klima-Lügendetektor. Auf den Opel-Ampera bezogen hieße das: 95 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer – etwa das Dreieinhalbfache der offiziellen Angabe.

Den Medien ist das Thema alles andere als unbekannt. Bereits seit 1996 gibt es das Verfahren. Durch die steigende Popularität der Elektromobilität war es noch in den Jahren 2009 und 2010 regelmäßig Thema in Zeitungen und im Fernsehen. Seit Anfang 2011 jedoch ist das umstrittene Testverfahren ein blinder Fleck in der Medienlandschaft – obwohl es seither nicht verändert wurde. Also können die Hersteller von Hybridautos weiterhin ganz legal mit fehlerhaften Zahlen prahlen. Kritik von der Presse haben sie jedenfalls seit geraumer Zeit nicht zu befürchten.

2 Kommentare zu Hybridautos mit hohem CO2-Ausstoß – und keiner merkt’s

  1. In der ECE-Norm R 101 wird diejenige Energiemenge völlig unterschlagen, die bei Messbeginn im Akku gespeichert ist, somit wird genau jene CO²-Menge unterschlagen, die für die Energiegewinnung dieser Akku-Ladung anzusetzen wäre.

    Daher soll 2014 eine neue Norm herauskommen. Anstatt nun auf den hinlänglich bekannten Unzulänglichkeiten (die zugegebenermaßen den Tatbestand der Irreführung überschreiten) herumzuhacken, sollte das journalistische Interesse auf das jetzt laufende „making“ der kommenden Norm gerichtet werden.

    Interessant in diesem Zusammenhang wäre, wer die neue Norm erarbeitet und welche Interessenkonflikte erkenntlich sind. Selbstverständlich ist auch von Interesse, wie politische Einflussnahme in diese Ingenieurleistung eingreift.

  2. Umweltschutz ist ja gut und schön, nur habe ich langsam das Gefühl als wenn Deutschland immer so schnell wie möglich die Ersten mit irgendetwas sein wollen und einfach etwas eingeführt wird, obwohl es noch gar nicht ausgereift ist.
    Angefangen über ein Glühbirnenverbot obwohl die Energiesparbirnen noch gar nicht ausgereift waren bis hin zum E10, das ja auch alles andere als umweltfreundlich ist bzw. es kann ja wohl nicht normal sein, dass Flächen auf denen Lebensmittel angebaut werden können, dafür genutzt werden um Zutaten für Sprit anzubauen, während woanders Menschen hungern.

    Etwas genauere Überlegung wäre mal angebracht bevor etwas eingeführt wird…

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