
Ein Beitrag von Jonas Schuldgen, Tim Schardt & Peter Göttert
Wie kann Medien der Umgang mit populistischen Aussagen und Strategien gelingen, ohne instrumentalisiert zu werden oder zu viel Raum zu gewährleisten? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Diskussion beim diesjährigen Kölner Forum für Journalismuskritik.
Teilnehmende
- Frank Plasberg, langjähriger Moderator von „hart, aber fair“
- Andrea Maurer, Journalistin im ZDF-Hauptstadtstudio
- Nadia Zaboura, Medienethikerin und Publizistin
- Prof. Dr. Christoph Neuberger, Kommunikationswissenschaftler (FU Berlin)
- Moderation: Sina Fröhndrich, Deutschlandfunk
Kernpunkte der Debatte
Frank Plasberg kritisierte einen Journalismus, der allzu stark von politischer Haltung geprägt sei und warnte vor möglichem Vertrauensverlust in die Medien bei stark moralisierender Berichterstattung. Er betonte die Wichtigkeit journalistischer Neutralität und Inhaltliches Stellen populistischer Aussagen in polarisierten Debatten.
Andrea Maurer hingegen unterstrich die Verantwortung der Medien, populistische Aussagen nicht nur abzubilden, sondern journalistisch einzuordnen. Schweigen oder bloße Reproduktion könnten ohne kritische Analyse zur Gefahr werden. Vom Journalismus wünscht sie sich ein größeres Selbstbewusstsein im Umgang mit Journalismus.
Nadia Zaboura plädierte für eine stärkere Selbstreflexion im Journalismus vor dem Hintergrund des „Medienstaatsvertrag“ und der Frage, ob bestimmte News wirklich einen Nachrichtenwert haben. Populistische Narrative würden häufig unbewusst verstärkt– etwa durch Zuspitzung, vereinfachende Schlagzeilen oder übermäßige Personalisierung von Konflikten.
Christoph Neuberger lieferte die wissenschaftliche Perspektive. Populismus arbeite oft mit der Rhetorik von „Volk gegen Elite“ und einfachen Lösungen. Medien sollten dem mit Komplexität, Transparenz und einer Erklärung ihrer eigenen Arbeitsweise begegnen und Populist: innen nicht meiden. Er betonte außerdem die Aufgabe der Medien die sozialen Medien, Demonstrationen und Slams als Orte des Meinungspluralismus zu nutzen.
Gemeinsame Erkenntnisse
Alle Diskutierenden waren sich einig, dass Medien eine Gratwanderung leisten müssen: Sie dürfen populistische Stimmen weder ignorieren noch ihnen eine übermäßige Bühne bieten. Kontext, Hintergrund und Einordnung seien bei der Darstellung entscheidend. Der Journalismus dürfe sich nicht von der Lautstärke treiben lassen, sondern müsse Orientierung bieten und einen größeren Fokus auf Lokaljournalismus legen. Wichtig sei es allerdings dabei nicht belehrend zu agieren.
(Alle Fotos: HBRS/Omar Kabchi)


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