Stefan Laurin, Blogger bei ruhrbarone.de, spricht im Interview über die mangelhafte Berichterstattung im Ruhrgebiet
Gibt es Themen, die in den Ruhrgebietsmedien vernachlässigt werden?
Ja! Das ist einer der Gründe, warum wir den Blog gestartet haben. Vernachlässigt sind alle Themen, die das Ruhrgebiet im Ganzen betreffen, denn es gibt kein Medium, das alles abdeckt. Auch wir haben unsere Leute eher in großen Städten wie Dortmund und Duisburg und nicht in Hamm. Der Blick auf die Gesamtregion fehlt.
Der Grund dafür…
…ist die historische Entwicklung. Böse gesagt: Die Ruhrnachrichten und die WAZ sind nicht groß genug.
Wo ist der Blog stärker als die klassischen Ruhrgebietszeitungen?
Wir greifen die Ruhrgebietspolitik stärker auf als normale Medien. Da finden wir immer genug Themen. Zum Beispiel haben wir die ungewöhnliche Einstellung des ehemaligen Dortmunder Oberbürgermeisters Langemeyer zum RVR aufgedeckt.
Auf welche Herausforderungen stoßen Sie, wenn sie Themen recherchieren?
Ich muss Quellen auftun und pflegen. Es ist wichtig, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Zugleich ist ein gewisses Misstrauen angebracht; die Leute wollen ja auch was. Da gibt A eine Info, um B ins schlechte Licht zu stellen.
Gute Recherche ist also…
…wenn die Sache am Ende wasserdicht ist. Alle Behauptungen müssen belegt sein. Dabei braucht es aber auch die Offenheit, sich auf neue Quellen einzulassen, sich überraschen zu lassen.
Was kostet gute Recherche?
Finanziell ist das oft gar kein großer Aufwand. Bei uns verteilt sich das auch auf die vielen Mitarbeiter. Es ist ja auch nicht jede Geschichte total aufwendig; viele Belege fliegen einem geradeso zu. Digitale Archive haben da auch viel erleichtert. Die exklusiven Geschichten aber bekommt man nicht durch Internetrecherche.
Wenn nicht Geld – was ist ihr Lohn für aufwendig recherchierte Themen?
Ich finde es toll, wenn es geklappt hat. Die Themen machen Spaß, sie sind aufregend. Neue Türen werden aufgestoßen. Das ist auch für den Ruf eines Mediums wichtig. Netzpolitik.org, der meist verlinkte Blog in Deutschland, ist da Vorreiter. Auch beim Thema „Datenschutz“, das bisher vernachlässigt ist und eine Masse an Verbrauchern angeht, wo viele Kollegen aber keine Ahnung haben.
Welche Macht haben Blogs, Randthemen publik zu machen?
Macht würde ich nicht sagen, eher Chance. Das Wichtige ist: Randthemen müssen in die großen Medien kommen, damit sie nicht verpuffen. Dazu gehört neben den Printmedien auch Spiegel Online. Als Ruhrbarone haben wir uns erarbeitet, dass man uns ernst nimmt. Oft wird bei uns nachgefragt. Und wir inspirieren Leute, sich mit diesen Sachen zu beschäftigen.
Welches Thema ist für Sie vernachlässigt?
Wenn es ein Thema gebe, würde ich darüber schreiben. Keiner kann mich hindern.
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